Woher kommen die Baupreise?
Wenn Sie baupreislexikon.de nutzen möchten, stellen Sie sich wahrscheinlich die Frage, woher die Preise eigentlich kommen. Eine berechtigte Frage, die sich sogar grundsätzlich stellen lässt: Wie entstehen Baupreise? Woraus ergibt sich die Höhe der Preise, die Baubetriebe anbieten und Auftraggeber bezahlen müssen?
Die nachfolgenden Informationen erklären die Grundlagen von baupreislexikon.de und beleuchten Baupreise im Baugeschehen als Ganzes.

Inhalt
Kalkulation heute kontra Hochrechnung von gestern
Architekten genauso wie Bauunternehmer benötigen Orientierungspreise für die Kostenplanung oder um Preise im Wettbewerb einordnen zu können. Als Hilfsmittel dienen oft Vergabepreise vergangener Bauvorhaben, also Vergleichsobjekte oder Erfahrungspreise, die mit „Bauchgefühl“ oder statistischen Messzahlen auf den aktuellen Zeitpunkt hochgerechnet werden.
Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Baukostendaten des BKI (Baukosteninformationszentrum der Deutschen Architektenkammern). Dort werden Kosteninformationen von in der Vergangenheit abgerechneten Bauprojekten auf Basis des Baupreisindex in die Gegenwart fortgeschrieben.
Was ist der
Baupreisindex?
Der Baupreisindex des Statistischen Bundesamts misst Preisveränderungen für den Neubau im Hochbau und Tiefbau sowie für die Instandhaltung von Wohngebäuden. Eine vierteljährliche Erhebung von Marktpreisen dient dazu, die durchschnittliche Preisentwicklung berechnen zu können. Aus den Messzahlen werden bundesweite Preisindizes als gewichtete Mittelwerte ermittelt. Eine Anpassung an sich ändernde Strukturen im Baugeschehen erfolgt etwa alle 5 Jahre. Diese Art von Index ist hauptsächlich dazu gedacht, Veränderungen im Zeitverlauf festzuhalten.

Was spricht gegen Statistik bei Baupreisen?
Die Baukonjunktur folgt keiner linearen Entwicklung. Das gilt genauso für die Baupreise. Denn das Baugeschehen und seine Strukturen ändern sich – abhängig von wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Einflüssen – bisweilen kurzfristig. Baupreise werden stets entsprechend der aktuellen Marktsituation angeboten, zwischen den Vertragsparteien verhandelt und vergeben.
Reale Baupreise sind also veränderliche Größen, die von den Umständen des jeweiligen Bauauftrags und den marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zum Zeitpunkt der Vergabe abhängen. Dabei kommen Einflussfaktoren wie Baunachfrage, Lohnabschlüsse, Lieferengpässe, Energiepreise und Gesetzesänderungen zum Tragen. Diese Faktoren lassen sich nicht statistisch aus der Vergangenheit hochrechnen.
Aus den aufgezeigten Gründen nutzt baupreislexikon.de nachträgliche Auswertungen von Baumaßnahmen nur zur praktischen Validierung. Die Preise bei baupreislexikon.de ergeben sich nicht statistisch, sondern werden systematisch durch Musterkalkulationen ermittelt.
Echtzeit-Simulation:
Wie vom Bauunternehmer heute kalkuliert
Um Marktpreise im Wortsinn zu bekommen, müsste man für jede gesuchte Bauleistung stets konkrete Angebote mehrerer Bieter einholen. Für die schnelle Einschätzung von Preisen und Kosten wäre dies wenig praktikabel. Doch genau diese aufwändige Vorgehensweise wird mit baupreislexikon.de simuliert. Dabei wird methodisch nachgebildet, wie Anbieter zum aktuellen Zeitpunkt den Preis für eine im Detail bestimmbare Bauleistung kalkulieren und anbieten würden.
Diese simulierte Bauunternehmer-Kalkulation erfolgt auf Grundlage der für Baupreise bestimmenden Faktoren, insbesondere:
- Marktlage,
- Standort,
- Leistungsbeschreibung,
- Zeitaufwand und Produktivität,
- Lohnkosten,
- Materialkosten,
- Gerätekosten und Betriebsstoffkosten und
- Zuschlagssätze der Gewerke.
Bei baupreislexikon.de ermitteln wir kontinuierlich die für die Preise von Bauleistungen bestimmenden Faktoren. Eine umfassende Datenbasis, die monatlich gepflegt wird! Methodik und Struktur gründen auf 35 Jahren Erfahrung bei der Ermittlung von Baupreisen.
Konjunktur und Marktlage
Angebot und Nachfrage prägen die Marktlage und stehen in Wechselwirkung mit den Preisen. Die Einflussfaktoren reichen von privaten Investitionen und Staatsausgaben, staatlichen Förderungen und Regulierungen über Kreditzinsen, Lohnentwicklung und Beschäftigungsgrad bis zu gesellschaftlichen Veränderungen und globalen Krisen.
Beispielsweise können Förderprogramme zu mehr Nachfrage und damit zu höheren Preisen führen. Dagegen wären erhöhte Auflagen bei Baugenehmigungen Grund für sinkende Nachfrage und damit niedrigere Preise. Gleiches gilt für gestiegene Kreditzinsen, obwohl diese die Baukosten letztlich erhöhen. Wegen Preisunsicherheit zurückgestellte Investitionen verringern zunächst die Nachfrage, können aber in Folgejahren zu Nachholinvestitionen und steigenden Preisen führen.
Auch zwischen Inflationsrate und Baupreisen besteht ein Zusammenhang, obwohl Neubaukosten bei der Ermittlung des Verbraucherpreisindex gar nicht berücksichtigt werden.
Was ist die
Inflationsrate?
Bei einem länger anhaltenden Anstieg des Preisniveaus spricht man von Inflation. Als Inflationsrate (auch Teuerungsrate) wird die Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahr bezeichnet.

Der Verbraucherpreisindex wird durch das Statistische Bundesamt auf Grundlage eines Warenkorbs aus 700 Güterarten ermittelt. Dieser repräsentiert die von privaten Haushalten in Deutschland für Konsumzwecke gekauften Waren und Dienstleistungen. Beispielsweise Nahrungsmittel, Bekleidung, Wohnungsmieten, Gesundheitskosten oder Kraftfahrzeug- und Beförderungskosten. Enthalten sind auch Kosten für die Instandhaltung von Wohnungen und Wohnhäusern. Neubaukosten dagegen gehören nicht zu den vom Verbraucherpreisindex umfassten Güterarten.
Da die Preise bei baupreislexikon.de zum Zeitpunkt der Abfrage so neu berechnet werden, wie Bauunternehmen und Handwerker anbieten würden, spiegeln sie stets die aktuelle Marktsituation in der Baupraxis wider.
Standort – warum das „Wo?“ eine Rolle spielt
Betrachtet man Baupreise regional, gibt es in Deutschland sowohl ein Süd-Nord-Preisgefälle als auch ein West-Ost-Preisgefälle. Außerdem sind Baupreise in Ballungszentren höher als in ländlichen Regionen.
Es genügt aber nicht, diese Aspekte mittels Orts- oder Regionalfaktoren statistisch zu berücksichtigen. Denn Abweichungen ergeben sich bei Baupreisen auch differenziert nach der lokalen Wirtschaftskraft, verbunden mit entsprechenden Kostenniveaus (insbesondere bei Lohnkosten) oder unterschiedlich starker Konkurrenzsituation.
baupreislexikon.de berücksichtigt die lokale Marktlage und entsprechende Kostenunterschiede wahlweise gemittelt für Deutschland und je Bundesland oder differenziert für Ihren gewünschten Stadt- oder Landkreis.

Wo liegt der Preis in meiner Region?
Mit der Baupreis-Landkarte von baupreislexikon.de visualisieren Sie, wo in Deutschland die Preise der gewünschten Bauleistung höher oder niedriger sind. Außerdem, wo Ihr gewählter Standort im Vergleich liegt
Auf der Übersichtskarte werden regionale Baupreisunterschiede beispielhaft für die Bauleistung „Mauerwerk Außenwand KS“ dargestellt.
Äpfel mit Birnen – die Leistungsbeschreibung macht’s
Im Bauvertrag wird eine Vergütung – also ein Baupreis – für eine beschriebene Leistung vereinbart. Die Leistungsbeschreibung spezifiziert die Anforderungen des Auftraggebers und bestimmt, welche Leistung der Auftragnehmer für die vereinbarte Vergütung zu erbringen hat. Aus gutem Grund regelt die VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen), dass jede Leistung eindeutig und erschöpfend zu beschreiben ist. Dies betrifft Umfang, Art und Qualität der Leistung sowie die zu verwendenden Materialien.

Gerade dieser „erschöpfende“ Charakter von Leistungsbeschreibungen macht aber das Vergleichen von Baupreisen schwierig. Denn schon kleine Abweichungen im Beschreibungstext können zu gravierenden Unterschieden beim Preis führen. Stimmt die Leistungsbeschreibung nicht überein, werden buchstäblich Äpfel mit Birnen verglichen.
Mit baupreislexikon.de bestimmen Sie alle Eigenschaften Ihrer gewünschten Bauleistung im Detail und erhalten immer den genau passenden Preis. Die Struktur und Vorgehensweise entsprechen dabei STLB-Bau Dynamische BauDaten – dem etablierten Standard im Bauwesen.
Lohnkosten – Geld für Zeit
Die Redewendung „Zeit ist Geld“ wird Benjamin Franklin zugeschrieben und stammt bereits aus dem 18. Jahrhundert. Der ökonomische Gedanke dahinter blieb aber unverändert aktuell. Gerade in der Baubranche ist der Kostenanteil des Arbeitszeitaufwands hoch. Lohnkosten machen oft bis zur Hälfte der Gesamtkosten aus.
Die Lohnkosten einer Bauleistung ergeben sich aus einem Zeitansatz je Mengeneinheit und einem Wertansatz für den durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn der beteiligten Beschäftigten, einschließlich aller Lohnzuschläge, Lohnzulagen, Soziallöhne (z. B. für Urlaubs- und Krankheitstage), Sozialkosten (z. B. Renten- oder Arbeitslosenversicherung) und Lohnnebenkosten.
Tarif- bzw. Lohnerhöhungen ganz allgemein führen meist zu steigenden Preisen. Auch der zunehmende Fachkräftemangel in der Baubranche kann mittelfristig zum Ansteigen der Löhne und damit der Baupreise führen.
Die von baupreislexikon.de verwendeten Lohnansätze entsprechen der aktuellen Lohnentwicklung für durchschnittlich qualifizierte Arbeitskräfte in der von Ihnen gewählten Region und in den die Leistung betreffenden Gewerken oder Bau-Sparten.
Zeitansätze für den Arbeitszeitaufwand
Die auszuführende Menge, Besonderheiten der jeweiligen Baustelle und die Spezialisierung des ausführenden Bauunternehmens haben Einfluss auf den Arbeitszeitaufwand der jeweiligen Leistung und damit auf deren Preis.
Beispiel für Zeitansätze einer Leistung bei baupreislexikon.de
Die für die Preisberechnung verwendeten Zeitansätze der Bauleistungen werden bei baupreislexikon.de kontinuierlich überprüft und aktualisiert.
Materialkosten – Baustoffpreise im Baupreis
Im Preis einer Bauleistung sind die Materialkosten aller Baustoffe enthalten, die beim Ausführen eingebaut werden. Diese müssen geliefert und auf der Baustelle vorgehalten werden. Auch dafür fallen Kosten an, die im Baupreis zu berücksichtigen sind. Gleiches gilt für Verschnitt, Beschädigungen und Verluste an Baumaterial.
Steigende Energiepreise, Rohstoffknappheit oder Lieferengpässe führen zur Verteuerung von Baumaterialien. Solche Einflüsse auf die Materialpreise müssen zum aktuellen Zeitpunkt berücksichtigt werden.
Zu den Materialkosten zählen außerdem Kosten für Bauhilfsstoffe. Also beispielsweise Material für Betonschalungen, den Verbau von Gräben oder Traggerüste. Bauhilfsstoffe werden vom Bauunternehmen meist mehrfach verwendet. Im Baupreis schlagen sie sich deshalb über einen Verrechnungssatz nieder, der sich auf die Menge der Bauleistung bezieht.
Materialkosten werden bei baupreislexikon.de stets als Durchschnitt aktueller Verrechnungspreise einschließlich Frachtkosten und Verluste einbezogen.
Gerätekosten – Maschinen prägen Bauen und Preis
Oft werden ein Kran oder ein Bagger als Sinnbilder für „Baustelle“ verwendet. Denn Baumaschinen oder Baugeräte prägen das Baugeschehen. Es liegt auf der Hand, dass auch die Baupreise von den Kosten der Baugeräte mitbestimmt werden.
Direkt im Baupreis: Leistungsgeräte
Allerdings gehen nur die Gerätekosten von sogenannten Leistungsgeräten direkt als Einzelkosten in den Preis einer konkreten Bauleistung ein. Leistungsgeräte sind Geräte, die für die Ausführung einzelner Bauleistungen zur Verfügung gestellt werden müssen. Ein Beispiel wären die Kosten für den Bagger bei Erdarbeiten im Zuge des Aushubs.
Beispiel für Gerätekosten einer Leistung bei baupreislexikon.de
Bei der Kalkulation der Einzelkosten solcher Leistungsgeräte sind neben den Gerätevorhaltekosten (Abschreibung, Verzinsung, Reparaturkosten) und den Betriebsstoffkosten auch die Lohnkosten für den Betrieb des Baugeräts zu berücksichtigen.
Baugeräte werden von Bauunternehmen gekauft oder gemietet. Entsprechend können Baugerätekosten über die Mietpreise ermittelt werden oder anhand der Baugeräteliste (BGL). Für die praktische Kalkulation von Gerätekosten ist allerdings zu berücksichtigen, dass AVR-Werte der BGL für Abschreibung, Verzinsung und Reparaturkosten oft höher liegen als vergleichbare Mietpreise bei Geräteverleihern.
Was ist die
Baugeräteliste
BGL?
Die Baugeräteliste (BGL) wird vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie herausgegeben. Sie enthält technische und wirtschaftliche Durchschnittswerte für die bei der Bauausführung gängigen Gerätearten und Gerätegrößen. Die BGL dient insbesondere zur Verrechnung und Beurteilung von Geräte- und Maschinenkosten.
Kosten von Baugeräten variieren mit der Tagesleistung pro Baustelle. baupreislexikon.de nutzt durchschnittliche AVR-Werte (Abschreibung, Verzinsung, Reparaturkosten) aus der Baugeräteliste (BGL), abgemindert um einen Marktfaktor.
In den Baustellenkosten: Bereitstellungsgeräte
Auch Gerätekosten von sogenannten Bereitstellungsgeräten müssen kalkulatorisch in den Baupreisen berücksichtigt werden. Bereitstellungsgeräte sind Baugeräte, die während der Dauer des Bauvorhabens für die Baustelle bereitgestellt werden. Beispielsweise Turmdrehkrane oder Baustellen-Container. Kosten für Bereitstellungsgeräte werden in Abhängigkeit von der Anwesenheitsdauer auf der Baustelle und nicht anhand ihrer Einsatzzeit ermittelt. Da Bereitstellungsgeräte nicht direkt einzelnen Bauleistungen zuzuordnen sind, werden die Kosten als Baustellengemeinkosten verrechnet und in die Baupreise einkalkuliert. Mehr dazu unter Zuschlagssätze »
Mit oder ohne Baustelleneinrichtung
Bereitstellungsgeräte zählen zur Baustelleneinrichtung, wie beispielsweise auch Bauzäune, Witterungsschutz, Baustellenbeleuchtung, Medienanschlüsse, Toiletten, Bürocontainer oder Baustraßen. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob Kosten für die Baustelleneinrichtung im Preis enthalten sind oder nicht. Preise einschließlich Baustelleneinrichtung lassen sich nicht mit Preisen vergleichen, bei denen die Baustelleneinrichtung als separate Leistung abgerechnet wird.
Mit baupreislexikon.de können Sie jeweils selbst einstellen, ob die Baustelleneinrichtung als Nebenleistung im Preis berücksichtigt sein soll oder als separate Leistung betrachtet werden soll.

Werkzeuge und Kleingeräte
Kein Handwerker kalkuliert seinen Akkuschrauber einzeln in den Preis einer Bauleistung ein. Das Vorhalten von Werkzeugen und Kleingeräten zählt zu den Nebenleistungen nach VOB/C, die in der vertraglichen Leistung enthalten sind. Die Kosten für Werkzeuge und Kleingeräte werden im Rahmen der Baustellengemeinkosten verrechnet, also über die Umlage in die Baupreise einkalkuliert. Mehr dazu unter Zuschlagssätze »
Zuschlagssätze: Wie Gemeinkosten in die Baupreise kommen
Kosten, die unmittelbar von einer Bauleistung verursacht werden, kalkulieren Bauunternehmen direkt in den Angebotspreis ein. Damit sind die Lohnkosten, Materialkosten und Gerätekosten für das Ausführen der Leistung abgedeckt.
Die sogenannten Gemeinkosten – allgemeine Geschäftskosten und Baustellengemeinkosten – werden dagegen als Umlage den Preisen zugerechnet. Das geschieht über prozentuale Zuschlagssätze zu den direkten Kosten. Mit der gleichen Vorgehensweise werden der angestrebte Gewinn sowie das unternehmerische Wagnis auf die Preise umgelegt.
Die Höhe der prozentualen Zuschlagssätze kann sich je nach Bauvorhaben, Ort, Gewerk und Baufirma deutlich unterscheiden. Außerdem werden für die verschiedenen Kostenarten (Lohn, Material, Geräte) in der Regel nicht dieselben Zuschlagssätze verwendet. Vergleicht man Preise mehrerer Anbieter, machen die einkalkulierten Umlagen oft den Unterschied.
Zur Berechnung der in Baupreisen enthaltenen Umlage für Gemeinkosten, Gewinn und Wagnis verwendet baupreislexikon.de regionale Zuschlagssätze mittelgroßer Unternehmen der betreffenden Gewerke.

